Al-Anon für Eltern

Alkoholmissbrauch bei Jugendlichen und erwachsenen Kindern betrifft Eltern in besonderem Maße. Nach Jahren der Fürsorge ihres Kindes, sind sie plötzlich mit dem Alkoholproblem konfrontiert und suchen Schuld und Verantwortung bei sich. Versagensängste vermischen sich mit unerträglichen Sorgen um das Kind. Die Folge: die Familie droht daran zu zerbrechen. Die Krankheit des Kindes wird zu ihrer Krankheit.

Hier finden Sie ein Al-Anon Meeting in Ihrer Nähe

Ich dachte, ich hatte Schuld…

Ich kam zu Al-Anon weil mein ältester Sohn trank. Er war mein perfektes Kind. Einser Noten, guter Sportler, beliebt und nie in ernsthaften Schwierigkeiten. Aber als ich ihn an einem Wochenende in seiner Universität besuchte, hat er sich sehr betrunken. Ich war geschockt und am Boden zerstört.

Ich wusste, dass meine beiden anderen Söhne tranken und Gras rauchten, aber das wollte ich bei diesem Sohn nicht wahrhaben. Er sollte das perfekte Kind sein, damit ich mich als Mutter nicht als solche Versagerin fühlen musste.

Eine Freundin erzählte mir von Al-Anon und ich lief zu meinem ersten Meeting. Ich wusste vom ersten Augenblick an, hier war ich richtig. Teilnehmer sprachen offen und ehrlich. Ich fühlte mich sicher, mit ihnen meine Geheimnisse zu teilen: über meine Söhne und meinem Mann der immerzu arbeitete und mich mit allem allein sitzen ließ. Ich hatte keine Ahnung, dass ich es mit Alkoholismus zu tun hatte.

Meine Freunde bei Al-Anon waren meine Rettungsleine. Ich brauchte die Liebe, Unterstützung und Führung, je mehr ich erkannte mit welcher übermächtigen Krankheit ich es zu tun hatte, die ich nicht kontrollieren konnte. Diese Krankheit war zu stark, um allein damit fertig zu werden. Sie sagten mir, ich sollte immer wieder kommen.

Heute habe ich es immer noch mit dieser mächtigen Krankheit zu tun, die seit meiner Geburt in meiner Familie kursierte. Ich weiß, ich habe sie weder verursacht, noch kann ich sie kontrollieren oder heilen, aber ich komme zurecht, wenn ich all das anwende, was ich bei Al-Anon gelernt habe. (Silvia)

Wie mir Al-Anon hilft

Mein Sohn ist alkohol- und drogensüchtig geworden. Das hatte eine immense Auswirkung auf mich und meine Familie. Seine Krankheit wurde „unsere“ Krankheit.

Ich suchte den Rat eines Anwalts, um die finanziellen Risiken, die ein Kind verursachen könnte, einzuschätzen. Ich dachte mir, als Eltern müssten wir die Rechnungen zahlen und für das durch die Sucht bedingte Chaos, das er anrichtet, gerade stehen. Der Anwalt empfahl mir einen Therapeuten und dieser empfahl mir, mich an Al-Anon zu wenden.

Als typischer „Kerl“ war ich weder ein Freund von Therapeuten, noch von Selbsthilfegruppen. Noch nie brauchte ich die Hilfe anderer, aber jetzt war ich mit einer schwerwiegenden Situation konfrontiert, deren Ende nicht absehbar war. Ich war überrascht von der Unterstützung, die mir in meinem ersten Meeting entgegen gebracht wurde. Das Tröstliche war, dass ich nicht der einzige war, dass viele andere sich mit dem gleichen Familienproblem herum plagten. Mit der Zeit lernte ich zuzuhören und von den Erfahrungen anderer zu profitieren. Ich begann, mich auf die Treffen zu freuen. Ich kam immer wieder. Ich nahm einen neuen Ausblick auf das Leben mit.

Al-Anon wirkt sehr unterschwellig. Erfolg im „Programm“ ist wie Gras wachsen zu sehen: du siehst nicht wie es wächst, aber eines Tages stellst du fest, dass es gemäht werden muss. In Al-Anon fühlst du dich eines Tages einfach mit dir selbst besser, mit der Situation und wunderst dich, wann und wie es begonnen hat.

Ich glaube ja, dass der Schlüssel zu allem darin liegt, dass du dich auf dich selbst zurückbesinnst, anstatt auf deinen Sohn, deinen Partner oder sonst einen Trinkenden. So fühlst du dich mit dir selbst in allen Lebenslagen besser. Die Vorzüge von Al-Anon sind klar: Ich hab mein Leben zurückgewonnen; ich verstehe mehr über Alkoholismus, habe eine erneuerte Beziehung zu meinem Sohn, die besser ist denn je und auf gegenseitigem Respekt und Vertrauen beruht. (Peter)